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150 Jahre? – Für ein rebellisches, solidarisches, anderes Wilhelmshaven!

Im Juni 2019 soll Wilhelmshaven ein Stadtjubiläum feiern, anlässlich des 150. Jahrestags der Benennung eines gekauften Küstenstrichs durch den späteren „Kaiser Wilhelm“. Die Geschichte dessen, was heute Wilhelmshaven ist, wird so wesentlich auf die Geschichte des preußischen Militär- und Verwaltungsstandortes reduziert. Dagegen spricht z.B., dass in mehreren Bereichen des Stadtgebiets schon seit dem Mittelalter Leute leben, so in Heppens, Bant und Neuende. Dagegen spricht auch, dass das historische Rüstringen, die ArbeiterInnenstadt der 1910er, 20er und 30er Jahre, viel größer war als „Wilhelmshaven“, sowohl flächenmäßig als auch von der Bevölkerungszahl. Und wieso eigentlich muss sich das Stadtmarketing ausgerechnet des preußischen Obrigkeitsstaates und seines Militärs bedienen, um eine „Marke“ zu schaffen? Wissen die nicht, dass dieser Wilhelm ein Anti-Demokrat und Kriegstreiber war? Gibt es keine anderen „Traditionen“ in dieser Stadt? Und was soll diese Stadt eigentlich sein, Bundeswehr mit Strandbar? Wir jedenfalls brauchen keinen Emoji-Piktogramm-Kaiser, keinen Pickelhaubenkitsch und keine „früher gut-heute gut“-Geschichts- und Gegenwartsklitterung. Und auch keinen konfektionierten Kommerz-Rummel mit Militär-Showeinlagen.

Die Idee zu einer Art Gegen-Stadtjubiläum ist Ende 2018 unter Leuten vom Arbeitskreis Novemberrevolution entstanden, als deutlich wurde, in welche Richtung die Planungen von offizieller Seite aus gehen. Seit Januar gibt es Gespräche mit Leuten von der Molke sowie anderen, die teils seit langem und auf unterschiedliche Weise in der Stadt aktiv sind. Dabei wurde die Zielrichtung des Projekts bald erweitert: Zur ursprünglich „kritischen“ / „rebellischen“ Absicht kam die hinzu, das „andere“ und „solidarische“ Engagement ebenso in den Vordergrund zu stellen, so wie es in Vergangenheit und Gegenwart in Erscheinung getreten ist.

Die Idee war also: Wir machen an einem Wochenende in und mit der Alten Molke, ein Fest mit Ausstellung, Erzähl-Café und inhaltlichen Veranstaltungen, Musik, Vokü und Geselligkeit. Dabei werden möglichst unterschiedliche Generationen und sonstwie unterschiedliche Orientierungen beteiligt sein, sowie es sich ergibt, und so, wie es zu unserem gemeinsamen Nenner passt: Für ein rebellisches, solidarisches, anderes Wilhelmshaven!

Um möglichst große Vielfalt zu erreichen, und vielleicht auch, um allzu eingefahrenen Diskussionen nicht zu viel Raum zu bieten, wurde von Beginn an ein Organisationsmodell vorgeschlagen, nach dem unter einem relativ kleinen Dach gemeinsamen Handelns die Beteiligten das zum Projekt beitragen, was sie wollen, und wie sie es wollen. Die Beiträge stehen demnach für sich, und bilden doch ein ganzes, das sich dementsprechend fortwährend verändert.

Inzwischen hat sich der Kreis der Beteiligten / Unterstützenden stark erweitert. Das Projekt als solches steht jenseits der Institutionen, aber natürlich sind manche von uns sind in anderen Kontexten tätig. Aus Gründen der Transparenz, aber auch, um die schon erreichte Vielfältigkeit zu verdeutlichen, sind unten einige Kontexte aufgezählt.

Unser Fest wird nicht-kommerziell und anti-hierarchisch. Was uns alle angeht, entscheiden wir zusammen, und ansonsten tragen die Leute bei, was und wie sie es wollen. Bei uns sind solidarische Initiativen der Alternativ-Bewegung der 70er/80er Jahre das Thema – und zugleich sind solidarische Initiativen der Gegenwart eingeladen, sich und ihre Arbeit vorzustellen. Es gibt historische Darstellungen in Kartenform zur ArbeiterInnenbewegung der 20er Jahre und zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus, dazu eine Rundfahrt zur Novemberrevolution, eine Erörterung der Rolle Wilhelmshavens im deutschen Kolonialismus, und anderes mehr.

So langsam biegen wir jetzt in die Zielgerade ein. Wer Interesse hat: Eine Mitarbeit ist sozusagen bis zur letzten Minute möglich. Spaß machen wird es auch!